Nutzen

Zwei Nutzen der Lage Islands auf dem mittelatlantischen Rücken stechen hervor: einerseits die Nutzung der Erdwärme für Heizungen, Warmwasser, Industrie (vor allem Aluminiumhütten), Gemüseproduktion, Freizeitaktivitäten und Weiteres, anderseits die touristische Nutzung der spektakulären Vulkanlandschaften.

Erdwärme

 

Der wichtigste Nutzen Islands Lage auf dem mittelatlantischen Rücken ist die reichlich vorhandene geothermale Energie, d.h. die Erdwärme, welche in Island über 50% der Primärenergie (natürlich vorkommende, noch nicht umgewandelte Energieform) ausmacht. Nur ca. ein Drittel des Energiebedarf wird durch Erdöl gedeckt (Schweiz ca. zwei Drittel). Die Erdwärme deckt ca. 20% des Strombedarfs in Island, der Rest des Stroms wird durch Wasserkraft gewonnen. Heizwärme und Warmwasser basieren fast vollständig auf Erdwärme. Lediglich bei den Treibstoffen ist Island grösstenteils auf den Import von Erdöl angewiesen, allerdings will sich Island durch vermehrte Nutzung von Brennstoffzellen auch in diesem Bereich von der Erdölabhängigkeit lösen. In Sachen Energie weist Island dank des mittelatlantischen Rückens und des enormen Wasserreichtums wichtige Standortvorteile auf. Erdwärme wird auf zwei Arten genutzt: Entweder wird mit Hilfe von Dampfturbinen Strom produziert oder aber das heisse Wasser wird direkt gefördert und via langen Leitungsrohren zu den Verbrauchern transportiert. Ist das geförderte Wasser zu stark mit schädlichen Mineralien angereichert, wird es zur Erwärmung von sauberem kaltem Wasser aus anderen Quellen verwendet. 

 

   
 Abb.70: Kraflakraftwerk  Abb.71: Leitungsrohr

 

Dank der Erdwärme produziert Island in Gewächshäusern auch Nahrungsmittel, welche auf dieser geographischen Breite nicht denkbar wären: Tomaten, Gurken, Peperonis, ... Selbst für Rosengewächshäuser oder tropische Pflanzen scheint genügend Wärme vorhanden zu sein (vgl. Abb.74).

   
 Abb.72: Gewächshauser  Abb.73: Blumenladen
   
 Abb.74: Rosenzucht  Abb.75: Bananen am Polarkreis!

Das warme Wasser dient in Island aber auch einer sehr verbreiteten Freizeitaktivität, welche für eine Region am Polarkreis eher überraschend ist: dem Baden im Freien! So wird z.B. das Abwasser des Svartsengi – Kraftwerks im Südwesten für das berühmteste Thermalbad Islands, die Blaue Lagune, verwendet (vgl. Abb.76). Dieses zwischen dem Flughafen Kevlavik und der Hauptstadt Reykjavik gelegene Thermalbad ist sowohl bei Einheimischen als auch bei Touristen sehr beliebt. Dass im Winter sogar Trottoirs in Reykjavik beheizt werden ist für viele Reiseführer natürlich eine willkommene Story…

   
 Abb.76: Blaue Lagune mit Kraftwerk im Hintergrund  Abb.77: Freibad in Landmannalaugar

Tourismus


Im Vergleich zum Tourismus in der Schweiz ist der Tourismus in Island noch relativ schwach ausgeprägt: Während Island im Jahr 2'000 ca. 30'000 ausländische Gäste aufwies, waren es in der Schweiz ca. 10'000'000. Aber die Anzahl der Touristen nimmt im Gegensatz zur Schweiz in Island massiv zu: 1950 wies Island gerade einmal ca. 4'000 ausländische Gäste auf. Der Tourismus ist hinter der Fischerei zum zweitwichtigsten Wirtschaftszweig Islands geworden. Die Vulkanlandschaften sind eine zentrale Attraktivität des Islandtourismus, wobei insbesondere Sehenswürdigkeiten wie z.B. der Geysir Strokkur oder der Vulkankrater Askja viele Touristen anlocken. Durch die Ergänzung von spektakulären Wasserfällen (unter anderem der Dettifoss als mächtigster Wasserfall Europas) und Gletschern oder verschiedenartigen Küstenformen ist Island vor allem für Landschaftsinteressierte ein begehrtes Ziel geworden. Je mehr der Tourismus zunimmt, desto grösser werden auch die negativen Folgen für die Landschaft. Weil z.B. die sehr langsam wachsende Vegetation in Island durch Trittschäden in kurzer Zeit stark beeinträchtigt wird, versucht man mit Besucherlenkung (vgl. Abb.78/79) die negativen Auswirkungen in Grenzen zu halten.

 
   
Abb.78/79: Besucherlenkung zum Schutz der sehr empfindlichen   Vegetation vor Trittschäden der Touristen