|
Abb.92: Vesuvkrater |
Als einziger aktiver Vulkan auf dem europäischen Festland übt der Vesuv schon seit Jahrhunderten eine grosse Faszination aus. Als Etappenort auf der „Grand Tour“ (eine quasi verpflichtende Bildungsreise des damaligen Adels) war der Vesuv schon im 18. Jh. ein viel besuchter Vulkan, kein Wunder, dass z.B. auch Goethe ein heute noch viel zitierter Gast auf dem Vesuv war. Durch den Bau von Bergbahnen erlebte der Vesuv gegen Ende des 19. Jh. einen Tourismusboom, heute führt eine Strasse bis knapp unter den Gipfel (die letzten 30min Anstieg sind zu Fuss zurück zu legen). Gegen eine halbe Million Touristen besuchen heute pro Jahr den Vesuv.
Ursachen des Vulkanismus
|
|
Abb.93: Subduktionszone, Quelle: www.wikipedia.de Subduktionszone |
Abb.94: Adriatischer Sporn, Quelle: |
Der Vesuv ist das Produkt einer destruktiven Plattengrenze, genauer einer Subduktion. Abb. 93 zeigt schematisch, was bei einer Subduktion abläuft: Eine ozeanische und eine kontinentale Platte treffen aufeinander, aufgrund der höheren Dichte wird die ozeanische unter die kontinentale Platte geschoben (subduziert). Sobald die Platte genug tief abgetaucht ist, beginnt sie zu schmelzen. Das geschmolzene Material steigt als Magma durch Gesteinrisse auf und sammelt sich in Magmakammern an. An einzelnen Stellen kann die Gesteinsflüssigkeit dann als Vulkanausbruch an die Erdoberfläche treten. Praktisch ganz Italien liegt auf der Grenze zwischen der adriatischen und der eurasischen Platte. Die adriatische Platte (auch adriatischer Sporn genannt) ist ein Teil der afrikanischen Platte, der wie eine Ausstülpung weit nach Norden reicht und unter anderem auch für die Alpenfaltung verantwortlich ist (vgl. Abb. 94). Diese adriatische Platte subduziert in Italien unter die eurasische Platte und ist damit hauptverantwortlich für die Entstehung des Vesuvs. Nördlich des Vesuvs bis über Rom hinaus liegen weitere Vulkane, diese gelten aber nicht mehr als aktiv. Gegen Süden hin ist diese Subduktionszone auch verantwortlich für den Vulkanismus der Liparischen Inseln, wobei dort dann der ionische und nicht der adriatische Teil der afrikanischen Platte subduziert. Nicht auf diese Subduktion beruht der Vulkanismus des Ätnas. Diese Subduktionszonen begründen auch die häufigen Erdbeben in Italien (vgl. auch L’Aquila 2009).
Vulkantyp
Abb.95: Profil Vesuv und Monte Somma,
Quelle: www.msn.encarta.com / Vesuvio
Abb.96: Somma (links) und Vesuv (rechts), Lavastrom 1944 (Mitte)
Der Vesuv ist, wie üblich bei Subduktionszonen, ein Schichtvulkan. Die Magma im Erdinnern ist sauer und zähflüssig. Der Vesuv bricht daher nicht sehr häufig aus, dafür umso explosiver. Dies ist darauf zurück zu führen, dass durch erstarrte Magma im Schlot ein enormer Druck aufgebaut wird. Ist dieser Druck zu gross, wird die Schlotfüllung gesprengt und kilometerweit in die Höhe gejagt. Deshalb gilt der Vesuv trotz längeren Ruhepausen als äusserst gefährlicher Vulkan. Der heutige Vesuvkegel befindet sich in einer Caldera von ca. 4km Durchmesser. Die Caldera entstand, als der ursprüngliche, viel höhere Vulkan Somma beim berühmten Ausbruch 79 n. Chr. einstürzte. Die Reste des ehemaligen Sommavulkans sind im Nordosten als Monte Somma (höchster Punkt 1132m) heute noch erkennbar. Mit der Zeit entstand dann durch verschiedene Ausbrüche der heutige Vesuvkegel. Der letzte Ausbruch fand 1944 statt, er forderte 26 Todesopfer.
Ausbruch 79 n. Chr.
Der wohl berühmteste Ausbruch des Vesuvs fand im Jahre 79 n. Chr. statt. Er war nicht nur sehr verheerend (ca. 5’000 Todesopfer), sondern gilt auch als erste schriftlich dokumentierte Naturkatastrophe. Der römische Schriftsteller Plinius der Jüngere hatte den Ausbruch beobachtet und in zwei Briefen ausführlich festgehalten. Durch den aufgestauten Druck von unten wurde die Schlotfüllung weggesprengt und es entstand eine bis 30km hohe Eruptionssäule. Als diese Säule zusammenbrach, entstanden die verheerenden Glutwolken, eine Mischung aus heissen Gasen, Lava und glühenden Gesteinsbrocken. Diese bewegten sich mit mehreren Hundert Kilometern pro Stunde talwärts und zerstörten alles, was ihnen in die Quer kam. Durch den Ausbruch wurden antike Städte wie Pompeji oder Herculaneum zerstört, aber durch meterhohe Ascheschichten auch archiviert, sie dienen heute als Zeugen des antiken Roms und sind zu Tourismusmagneten geworden. In Pompeji sind die berühmten Gipsabgüsse einiger lebendig begrabener Opfer zu sehen. Deren Körper wurden in den Ascheschichten zersetzt, es entstanden Hohlräume in Körperform, welche im Rahmen der späteren Ausgrabungen mit Gips gefüllt wurden.
|
|
Abb.97: Pompeji mit Vesuv (links) und Somma im Hintergrund | Abb.98: Pompeji Gipsabgüsse von Opfern |
Aktuelle Gefahren
Der Vesuv befindet sich seit 1944 in einer Ruhephase. Trotzdem rechnen italienische Vulkanologen wieder mit einer starken Eruption, nur kann niemand vorhersagen, wann diese eintreten wird. Würde sich eine Eruption mit der Stärke des Ausbruchs von 79 n. Chr. ereignen, wären mehr als eine Millionen Menschen in Neapel und Agglomeration gefährdet. Es gibt Evakuierungspläne, diese beruhen aber auf einer bisher nirgends erreichten Vorwarnzeit von zwei Wochen. Daneben versucht die Regionalregierung mit einem Präventionsprogramm die Bevölkerung dazu zu bringen, die stark gefährdeten Gebiete zu verlassen. Es handelt sich dabei um die rote Zone (vgl. Abb.101), in welcher ca. 700'000 Menschen leben. Mit Prämien sollen die Menschen dazu gebracht werden, umzusiedeln. Aufgrund der attraktiven Lage vor allem der Südhänge des Vesuvs werden in der roten Zone aber immer wieder illegal Häuser gebaut, so dass die Bevölkerung zu- statt abnimmt.
Abb.99: aus dem Flugzeug: Städtegürtel um den Vesuv
Abb.100: Blick vom Gipfel in Richtung Neapel
|
Abb.101: Gefahrenkarte, Quelle: http://www.vesuvionline.net/vesuviogemellaggi.htm |
Die Phlegräischen Felder (Campi Flegrei)
Westlich von Neapel befindet sich ein weiteres aktives Vulkangebiet, der letzte grössere Vulkanausbruch datiert aus dem Jahre 1538. Heute ist die vulkanische Aktivität insbesondere bei der Solfatara, einem alten Vulkankrater, zu beobachten. Heisse Dämpfe mit einem hohen Anteil an Schwefel steigen auf und färben das Gestein bei den Austrittsstellen gelb. Von dieser Solfatara stammt der Begriff Solfatare für Gasaustritte mit hohem Schwefelanteil. Eindrücklicher sind Solfataren aber auf dem Vulkan Vulcano auf den Liparischen Inseln zu bestaunen.
Abb.102: Krater Solfatara
Abb.103: Kraterrand der Solfatara
Abb.104: Solfatare in der Solfatara